Unter | Mittel | Oberstufe

Die Unter- und Mittelstufe

„Lernen in Bildern“ – die Unterstufe umfasst die Klassen 1 bis 4

„Lernen im Rhythmus“ – die Mittelstufe umfasst die Klassen 5 bis 8. Dann endet die Klassenlehrerzeit und schließt mit dem Klassenspiel ab.

In den ersten acht Schuljahren, die sich in Unterstufe und Mittelstufe gliedert, wird die Schulklasse in der Regel von einem Lehrer geführt.Der Klassenlehrer baut ein von liebevoller Autorität geprägtes Verhältnis zu seiner Klasse auf und es entsteht eine enge Bindung zwischen Lehrendem und Lernendem. Dieses beständige Umfeld ermöglicht dem Klassenlehrer zum einen, fächerübergreifende Beziehungen zwischen den Lerninhalten herzustellen und die Schüler lernen von Anfang an, Zusammenhänge zu erkennen und das Gelernte auf andere Gebiete zu übertragen. In diesem beständigen Umfeld entsteht aber auch die Möglichkeit, dass sich die entfaltende Erinnerung, die Gedächtniskraft, die Fantasie und das selbständige Denkvermögen entwickeln können und eine gesundheitsfördernde Wirkung entfalten. Ein wichtiges Instrument der Waldorfpädagogik ist dabei der Epochenunterricht, der an jedem Morgen die ersten beiden Unterrichtsstunden (Hauptunterricht) umfasst und vom Klassenlehrer erteilt wird. Sie unterrichten ein großes Spektrum an Fächern jeweils über mehrere Wochen, so dass sich die Schüler gedanklich, künstlerisch und eigeninitiativ mit einem Fachgebiet auseinandersetzten. Der Weg führt vom Wahrnehmen zum Verstehen, vom Üben zum Verarbeiten und schließlich zur individuellen Bildung von Begriffen.

In Epochen unterrichtet werden in den ersten beiden Schuljahren Schreiben, Lesen, Rechnen und Formenzeichnen. Bis zur vierten Klasse werden Deutsch, Mathematik, Menschenkunde, Tierkunde, Heimatkunde, Ackerbau, Hausbau und Sachunterricht über die Berufe in Epochen gegeben. In der Mittelstufe umfasst der Epochenunterricht Deutsch, Mathematik, Erdkunde, Geschichte, Tier-, Pflanzen- und Menschenkunde, Physik und Chemie. Im Rahmen der Waldorflehrerausbildung bereitet sich der Klassenlehrer darauf vor, die Epochen bis zur achten Klasse zu unterrichten. Hier werden auch die Grundlagen der Waldorfpädagogik vermittelt und methodisch-didaktische Aspekte erarbeitet. Der Klassenlehrer kann auch auf seinen Wunsch hin von Fachlehrern unterstützt werden.

Die Oberstufe

„Vom Interesse für die Welt zum selbständigen Urteil“ – die Oberstufe umfasst die Klassen 9 bis 13. Ein großes Theaterspiel führt die 12. Klasse am Ende ihrer gemeinsamen Zeit als soziales Ganzes noch einmal zusammen.

In der Oberstufe, die in der 9. Klasse beginnt und bis zur 13. Klasse reicht, wird der Klassenlehrer vom Klassenbetreuer abgelöst. Der Epochenunterricht bleibt bestehen, wird aber von Fachlehrern erteilt. Er umfasst die Fächer Deutsch, Mathematik, Biologie, Chemie, Physik, Geschichte, Kunstgeschichte und Kunstbetrachtung und Geographie. Einige dieser Fächer werden zusätzlich als kontinuierlicher Fachunterricht gegeben. Vielfältige Praktika ergänzen den Fachunterricht und schaffen die Grundlage für eine lebenspraktische Ausbildung. Die als solche staatlich anerkannte gymnasiale Oberstufe beginnt mit der 11. Klasse (Einführungsphase) und setzt sich in der 12. und 13. Klasse fort (Qualifikationsphase 1 bis4). Zurzeit werden an der Freien Waldorfschule Marburg die abiturrelevanten Fächer Deutsch, Mathematik, Englisch und Biologie als Leistungskurse angeboten.

Der Lehrplan geht weiterhin von der Entwicklung der Schüler aus. Was in den unteren Klassen in allen Fächern bildhaft angelegt wurde, greifen die Oberstufenlehrer jetzt in einer exakteren begrifflich-wissenschaftlichen Form auf. Sie schulen ein Denken, das die Welt ohne Vor-Urteile begreifen will. Waldorflehrer bemühen sich, den sensiblen Prozess, in dem Jugendliche sich in diesem Alter befinden, nicht durch eine frühe Spezialisierung zu stören. Durch die intensive Auseinandersetzung mit sozialen, wirtschaftlichen und politischen Zusammenhängen entwickeln die Jugendlichen ein Gefühl für menschliche Schicksale und für die damit verbundene Verantwortung. Hier werden entscheidende Grundlagen für das Urteilsvermögen und einen eigenen, durch das Denken gesicherten Standpunkt gelegt. Die Schüler entwickeln auf einer breiten Grundlage die Fähigkeit zum individuellen Urteilen und selbstbestimmten Handeln.

Waldorf Frühstück