1. Klasse:
Mit sieben Jahren erlebt das Kind alles – sich und seine Umwelt – noch als Einheit. Die Trennung Ich – Welt hat noch nicht stattgefunden. Dieses Gesamtbewusstsein ist viel farbiger, phantasievoller und beweglicher als beim Erwachsenen. Es entspricht daher dem Kinde, wenn alles Unterrichtsgeschehen eine zusammenhängende Einheit bildet. Die Bilderwelt der Märchen gibt diesen zusammenfassenden Hintergrund, vor dem Schreiben und Rechnen, Sprachunterricht in Englisch und Französisch, Malen und Musizieren, Eurythmie und Spielturnen, Stricken und Handarbeiten sich entfalten. Der Lehrstoff wird vorwiegend über das Bild vermittelt, erarbeitet und vertieft. Insbesondere in den Fremdsprachen, aber auch in allen anderen Fächern werden die Nachahmungskräfte, die in diesem Alter noch lebendig sind, genutzt.
2. Klasse:
In allen Fächern wird künstlerisch, praktisch und durch Bewegung den wachsenden Fähigkeiten des Kindes Rechnung getragen. Im Schreiben wird der Übergang zur Schreibschrift angelegt, die Lesefähigkeit schult sich im Umgang mit dem ersten Lesebuch. Im Rechnen werden die 1×1 Reihen für einen größeren Zahlenraum (1 x 12) aufgebaut und alle vier Rechenoperationen in diesem Zahlenraum geübt. Rahmen gebend sind in der 2. Klasse Geschichten und Legenden aus dem Leben der Heiligen. Dabei erleben die Kinder deren Furchtlosigkeit und Gottverbundenheit durch die starke Kraft der Liebe und des Mitleids. Diesen Bildern menschlicher Vollkommenheit stehen die Tiergestalten aus den Fabeln gegenüber, wo Einseitigkeiten humorvoll aufblitzen.
3. Klasse:
Zwischen dem 9. und 10. Lebensjahr erlebt das Kind ein erstes Auseinandergehen der bislang erlebten Einheit von Individuum und umgebender Welt. Als Hilfe in dieser oft auch als Krise erlebten Zeit werden die Geschichten des Alten Testamentes lebendig erzählt, in deren starken Bildern das Kind seine eigenen Entwicklungsschritte gespiegelt sieht. Auf der anderen Seite wird das Kind bis in die praktische Betätigung hinein mit drei Urbedürfnissen des Menschen vertraut gemacht: Ernährung, Kleidung und Wohnen. Es lernt die Arbeit der verschiedenen Handwerke, des Bauern, des Müllers, des Bäckers, des Maurers, des Schreiners, des Schneiders und andere kennen. Das Rechnen nimmt jetzt Bezug auf die Dinge des praktischen Lebens; Maße und Gewichte werden eingeführt. Eine erste Sprachlehre (Grammatik) schafft größere Bewusstheit im Umgang mit dem mündlichen und schriftlichen Ausdruck. Der Fremdsprachenunterricht wird durch Rollenspiele und kleine Dialoge fortgeführt, durch die Wortschatz und Ausdrucksfähigkeit insgesamt gefördert werden.
4. Klasse: Die bisher erlebte Einheit des Ich mit der umgebenden Welt in eine innere Distanz des Ich zur Welt wirkt sich aus in einem wachsenden Interesse an der Welt. Der das Kind umgebende Lebensraum wird durch die Behandlung neuer Fächer wie z. B. Heimatkunde, Tier- und Menschenkunde erweitert und hilft den Kindern, sich neu zu beheimaten und Sicherheit zurückzugewinnen. Im Fremdsprachenunterricht werden das Schreiben und Lesen, sowie erste grammatikalische Übungen eingeführt. In der Mathematik werden das Zerteilen eines Ganzen und das Zusammenfügen zu einem Ganzen im Bruchrechnen erlernt, auch hier kann das Kind erleben, wie Ich und Welt zu einem Ganzen gehören.