Verabschiedung der Abiturienten

Nach dreizehn Jahren Waldorfschule und bestandenem Abitur sang- und klanglos verschwinden?

Das kam für unsere Abiturient*innen auch in Zeiten von social distancing nicht in Frage. Ihre Verabschiedung sollte von den Klassen, vom Kollegium, den Eltern und Familienmitgliedern wahrgenommen werden. Wenn schon nicht von allen zusammen, dann eben nacheinander!

Was nach einer verrückten Idee ausgesehen hatte, wurde zum vollen Erfolg:

Der Veranstaltungsort wurde zum größten Teil in den Schulhof verlegt. Die Klassen fünf bis zwölf, die zum auserwählten Termin Präsenzunterricht hatten, saßen nicht, wie in vergangenen Jahren, in einer meistens sehr heißen Aula, um sich Reden anzuhören, die üblicherweise ein wenig über ihre Köpfe hinwegzugehen pflegten. Nein: klassenweise vor die Gruppe der Abiturient*innen geholt, wurde von allen etwas Vorbereitetes überreicht, von kleinen Blumensträußen aus dem Gartenbau-Unterricht über Holzmedaillen aus dem Werkunterricht mit eingebranntem Namen für jeden der Abiturient*innen, von Plakaten und Gemeinschaftsbildern aus dem Kunstunterricht bis zu Gedichten und Grußworten in allen vorhandenen Muttersprachen. Jede Klasse wurde von den Abiturient*innen individuell, mit Humor aber auch ernsthaft mit kleinen Ansprachen bedacht. Die fünfte Klasse wurde zum gemeinsamen Eurythmie-Event aufgefordert, Applaus gab es aus den offenstehenden Klassenzimmerfenstern ringsum.

Dieses Vorgehen machte möglich, dass die Abiturient*innen sich wirklich wahrgenommen fühlten. Da war die Begegnung mit jeder einzelnen Klasse, die vielen kleinen Geschenke, die manche glücklicher machten als es offizielle Grußworte tun können. Und für die jüngeren Schüler*innen ein bewussteres Entlassen und Verabschieden einer dreizehnten Klasse.

Besonders war auch der anschließende Festakt mit den Familien der Abiturient*innen und dem Kollegium. Schon anfangs waren die Klassen durch die geöffneten Fenster mit Gesang und Keyboard-Klängen dreier Abiturient*innen begrüßt worden. Nun wurden die Gäste ebenso musikalisch von ihnen in Empfang genommen. Die Ansprachen aller „Parteien“ ließen neben dem Ausdruck von Freude und Stolz sowohl Töne der Kritik als auch Dankbarkeit und Lob zu und bewirkten so eine herzliche und gleichzeitig eine ehrliche Grundstimmung. Eine schöne Aktion auch die Aufforderung der Elternvertreterin an die Familienmitglieder, spontan Wünsche für die Abiturient*innen zu formulieren und ihnen zuzurufen. Absolutes Highlight waren die Geigeneinlagen der Musiklehrerin mit Liedern, die die Abiturient*innen in der Unter- und Mittelstufe gesungen hatten und nun erraten sollten. Die Klasse, schon immer bekannt für ihre musikalischen Fähigkeiten, machte auch nun ihrem Ruf alle Ehre.

Vor dem Überreichen der Zeugnisse kam nun der „Gang über die Schwelle“: der Torbogen, durch den bei der Einschulung in der Waldorfschule jede/r Erstklässler/in auf die Bühne geht, und der im Spätsommer dazu mit Sonnenblumen geschmückt wird, stand nun, von den Eltern mit Rosen verziert, hinter der Tribüne und entließ jede/n einzeln ins Leben.

Die schöne Tradition, den einzelnen Abiturient*innen individuell ein Buch auszusuchen und, mit den Unterschriften aller Lehrkräfte der Schule versehen, zu übergeben, konnte auch in diesem Jahr im Kreis des Kollegiums und der Klasse, einer sehr fröhlichen Runde, stattfinden.

Ein von den Eltern organisiertes Buffet war nach einem ereignisreichen Nachmittag allen Beteiligten höchst willkommen und ließ ihn locker und doch festlich ausklingen.