„Niemand hätte die beschwerliche Reise und den ungewohnten Kostümzwang auf sich genommen, wenn es sich nicht um ein kulturelles Ereignis von erregender Einmaligkeit handelte“. So eröffnete einmal Loriot den „Karneval der Tiere“ von Camille Saint-Saëns. Ob die beiden Aufführungen am 26.2. um 15 Uhr und 16.30 Uhr in der Freien Waldorfschule ein solch kulturelles Ereignis von erregender Einmaligkeit werden, bleibt abzuwarten. Fest steht allerdings, dass mit Saint-Saëns‘ „zoologischer Fantasie“ alle Sinne des Publikums angesprochen werden, denn die Aufführungen begnügen sich nicht mit der reinen Wiedergabe der heiteren Musik durch das große Orchester der Freien Waldorfschule. Die Fachbereiche Kunst und Eurythmie haben sich ebenfalls lange im Vorfeld mit der Realisierung und Visualisierung dieses jahrgangs – und fächerübergreifenden Projekts beschäftigt. „Die Kunstsammlung ist kurz vor dem Überquellen“, berichtet Kunstpädagogin Julia Bender-Helfenstein, die mit den Schülerinnen und Schülern der 8. und 10. Klasse Linolschnitte einzelner Tiere angefertigt hat, die dann im Hochdruckverfahren zu Plakatvorlagen, Handzetteln und Postkarten ausgearbeitet wurden. So ist schon seit Tagen die Freie Waldorfschule mit flatternden Vögeln, majestätischen Löwen und hüpfenden Kängurus geschmückt. Auch vor dem großen Eurythmie-Saal, wo die 4. Klasse übt, das „Aquarium“ eurythmisch darzustellen, finden sich Darstellungen unterschiedlichster Tiermotive. Außer der 4. Klasse beteiligt sich auch die 5. Klasse mit der Verbildlichung des „Vogelhaus“ und zwei Schüler der Jahrgangsstufe 12, die den eleganten Schwüngen der Schwäne Gestalt verleihen. Dort, wo keine Darstellung durch Bewegungstheater sinnvoll ist, visualisieren Schattenspiele und Projektionen der Linoldrucke die Musik. Angeregt, den „Karneval der Tiere“ zu komponieren, wurde Camille Saint-Saëns von seinen Schülern am Pariser Konservatorium. Dort lockerte er seinen Unterricht oft durch kleine musikalische Späße auf, die nicht selten auf Kosten seiner Musikerkollegen gingen, deren Werke er humorvoll zitierte. Wahrscheinlich hatte Saint-Saens deswegen zu Lebzeiten verhindert, dass der „Karneval der Tiere“ veröffentlicht und aufgeführt werden konnte. Möglicherweise hätten sich seine Musikerkollegen nicht sehr erfreut darüber gezeigt, in einem Gelegenheitswerk zitiert zu werden. Offiziell begründete Saint-Saëns die Zurückhaltung des Werks damit, dass man nicht von der Vielzahl seiner seriösen Werke abgelenkt werden solle. Alle Bemühungen haben sich allerdings als nutzlos herausgestellt, denn der „Karneval der Tiere“ ist längst sein bekanntestes Werk geworden. Dessen Humor und spielerischer Leichtigkeit werden die rund 50 OrchestermusikerInnen der Jahrgänge 6-13 nun am Sonntag, dem 26.2. um 15 Uhr und um 16.30 Uhr unter der Leitung von Bettina Buchholz nachspüren. Der Eintritt ist frei, um eine Spende wird an den Ausgängen gebeten